Neues aus der Neibolt-Street

Ja und da sitze ich nun und schaue auf den Bildschirm. Wie gerne würde ich ihn ihm verschwinden.
Einfach eine Reise ins Innere des Web machen.

Ähm, ja gut. Es mag ja nicht viel geben an mir, das funktioniert, aber meine Fantasie schon.

In zehn Tagen ist Schulanfang. Freude. Und ich komme in eine neue Klasse. Besondere Freude. Und ich bin umgezogen und hocke nun in einem merkwürdigen anderen Bundesland. Noch mehr Freude.

Vor zwei Monaten wohnte ich noch in einem mehr oder minder beschaulichen Ort in Norddeutschland. An den Leuten dort bin ich nicht so gehangen, aber die Natur war einfach wunderschön. Und manche Tiere auch. Ich ging dort aufs Gymnasium und war...ja was?

Mamas Liebling? Ha, der war gut ^^. Mamas Sorgentochter? Schon eher. Eigentlich sogar die perfekte Sorgentochter, wenn nicht die eher guten Noten gewesen wären.
Es ist nicht so, dass es perfekt gewesen wäre, wenn alles so weiter gegangen wäre. Aber einfacher schon.

Doch es gibt da was, was Mama weit mehr liebt als ihre beiden Töchter oder ihre Heimat! Jawohl, Kohle, und einen besseren Job zum Beispiel. Und da kam dann ja im Frühjahr dieses ach so geile Job-Angebot aus Süddeutschland. Und natürlich hat dieses wundervolle Frau es erst mannhaft (oh...das klingt komisch, das Wort, oder ^^?) ausschlagen wollen.

"Ihr seid das Wichtigste für mich! Ihr müsst glücklich sein..."

Das war der Moment, als ich Sally aus meiner jetzt alten Klasse darum beneidete, praktisch auf Wunsch und Kommando kotzen zu können. Für DIE Lüge hätte ich meiner Mutter gerne auf die Designerschuhe gekotzt. Wie macht sie das? Ich könnte niemals so lügen.
Egal...natürlich ist das Ding umgefallen. Oh...das kapiert jetzt ja keiner. Also...das Ding ist meine kleine Schwester Viktoria. Zwölf Jahre alt. In diesem Tagebuch wird sie vermutlich fast immer das Ding genannt werden. Irgendwie passt dieser Ausdruck zu perfekt.
Das Ding ließ sich überreden. Mehr Taschengeld, ein größeres Zimmer, ein Haus, näher bei Oma und Opa (als ob nicht alles schon stressig genug wäre)...achja, und Mami wäre ja so glücklich mit der neuen Stelle. So ein Fortschritt. So viel Erfolg. Ach wie geil! Das Ding fiel nicht nur um, sondern versuchte, mich auch zu bearbeiten. Dann starrten sie mich beide wehmütig an. Und ich wollte wieder kotzen und beneidete Sally.

Warum ist sie nur so dagegen? Das muss an ihrem Vater liegen. Der tickt ja auch so komisch. Ihre Mutter, also meine Oma, nennt ihn nur den "Erzeuger". Dabei schaut sie dann so verkniffen, als hätte irgendwer ihren bescheuerten Kanarienvogel gefrühstückt.

Egal. Am Ende wurde ich überstimmt, und letzte Woche begann das große Umziehen. Und jetzt sitzen wir hier. Neue große Wohnung. Neue Stadt. Jaja, und natürlich der ach so geile neue Job, der am Montag für sie los geht. Das Ding ist total hysterisch. Und ich frage mich, ob ich das alles träume oder ob mich irgendwer entführt und in ner Dramedy-Serie abgeladen hat.

Leben in der Großstadt. Und auch noch in Baden-Württemberg. Boah...schon der Name...das klingt wie Durchfall mit Kopfschmerzen. Ein einziges Mal habe ich bisher die Wohnung verlassen. Also vom Joggen am Vormittag mal abgesehen. Ein einziges Mal war ich in der Innenstadt. Horror. Grauen. Der Dialekt. Die merkwürdigen Menschen. Ich kam mir vor wie eine Außerirdische.

Das Ding dagegen rennt bereits durch die Gegend und sucht nach neuen Freundinnen. Was für ein Sonnenschein. Und meine Mutter erzählt mir jeden Tag dasselbe, obwohl sie genau weiß, dass ich sowieso nicht zuhöre. Im Moment hat sie ihre "Ich-schau-besorgt-Phase". Und wenn sie die hat, dann möchte ich einfach nur wieder kotz...naja, ihr wisst schon.

Und was Sally mit dem Essen macht, mach ich mit den Buchstaben hier ;). Genug für heute. Lesen ist angesagt...oh...äh..ja...es gibt noch 15jährige Mädchen, die das machen!