Freitag, 19. September 2014
Die erste Woche
Eine ganze Woche habe ich nichts mehr geschrieben. Geplant war das allerdings nicht.

Nach einem gewohnt Herz erfrischenden Streit mit der Person, die sich als meine Mutter ausgibt, hat sie endlich mal die Nerven verloren und etwas getan, was sie nur macht, wenn sie nicht nachdenkt. Sie hat meinen Vater angerufen, damit er seiner "bösen, frechen" Tochter (das waren zwei Zitate) sagt wie schlimm sie ist.
Das ist gut. Mein Vater und schimpfen. Das ist ungefähr so, als wenn man Frau Merkel in ein Cheerleaderkostüm stecken würde ^^. Passt nicht. Mein Vater schimpft nicht mit mir. Mein Vater tut eigentlich überhaupt nichts und hat am Liebsten seine Ruhe. Deswegen hat die Ehe mit dieser anderen, überehrgeizigen Person auch nicht geklappt. Aber ich mag sie, wenn sie richtig sauer ist. Es sind die einzigen Momente, in denen sie zu mir ehrlich ist. Unerträglich war es dann am Sonntag Abend, als sie einen auf gute Freundin machen wollte und sich entschuldigte.

"Du schaffst das an der neuen Schule! Und du findest bestimmt bald Freundinnen! Du bist doch ein hübsches Mädchen!"

BOAH...Leute, bitte, ich hatte gerade gegessen! Wie soll ich die Nahrung drin behalten, wenn sie in so wenigen Sätzen so oft so unverschämt lügt! Und dann auch noch die eigenen Töchter verwechseln. "Die Hübsche" ist doch das Ding und war es schon immer.

Und dann kam der Montag. Ich hatte ihn nicht angerufen. Nicht gebeten. Er kam trotzdem. Erstaunlicherweise war ich nicht die einzige Neue. Mein Klassenlehrer - Öko, wählt sicher die Grünen, sieht aus, als würde er sich beim Pinkeln hinsetzen - schleppte neben mir noch zwei weitere Personen in die Folterka..Verzeihung...den Klassenraum.
Person Eins: Ben. Gerade sitzengeblieben. Man sieht es ihm an. Sehr groß...leider auch sehr dünn...und nach meinem ersten Eindruck nicht sehr hell. Nervös. Schweigsam.
Person Zwei: Maria. Ja, richtig gelesen. Maria. Und nein, ich weiß nicht, ob ihre Eltern radikale Christen sind. Sie ist auch ganz neu an der Schule und kommt ebenfalls aus einem anderen Bundesland. Eigentlich gutaussehend, aber die Klamotten, als wäre sie elf. Nicht schüchtern. Redet viel, kommt aber damit nicht gut an.
Person Drei: Ich, das Anti-Mädchen!

Der Klassenlehrer, voller guter Absichten, beschloss, dass die Neuen sich unter die anderen mischen sollten. Damit wir uns auch ganz schnell aneinander gewöhnen. Und natürlich hatte ich den Hauptpreis gewonnen, als er mich neben eine gewisse Lena setzte. Lena hatte sehr viel Schminke im Gesicht, lackierte Fingernägel und trug so etwas wie halbe Heels. Eine Stylo wie aus dem Lehrbuch.

Lena: Herr B....das geht nicht, da sitzt doch die Jasmin immer!
Öko: Und jetzt sitzt da erst einmal XXX
Lena: Och nö...Herr B.

Ich stehe auf, nehme meine Tasche und bewege mich in Richtung Paradies. Ein leerer Platz ganz außen ohne jemand neben mich.

Öko: Wo willst du hin, XXX?
Ich: Ich sitze dann wohl mal lieber da...
Öko: Nein. Du sitzt bitte neben Lena. Und du, Lena, hörst jetzt auf mit dem Genöhle!

Ja, prima! Vielen Dank auch! Aber ich hätte es schon selbst geschafft, mir die erste Feindin zu machen. Dank des Ökos ging es schneller. Immerhin lässt sie mich in Ruhe. Wenn sie noch aufhören würde, mich dauernd blöd von der Seite anzuschauen, wärs noch besser. Aber ist ja immer was!

Und was weiß ich nach fünf Tagen auf der neuen Schule? Noch bin ich nicht die Psycho, aber auf dem Weg dorthin. Die Typen sind erträglicher, weil an mir null interessiert. Die Weiber sind schlimmer wie immer. Ein bisschen Gekicher wegen meines Hochdeutsch. Ein bisschen mehr Gekicher wegen meines Outfits. Im Südwesten nichts Neues!

Die Lehrer möchte ich nach einer Woche noch nicht beurteilen, aber der Englisch-Teacher gehört sicher in die Klapse. Der Typ ist in keinem Fall normal.
Das schlimmste Fach hatte ich noch nicht. Sport. Nicht, weil ich unsportlich bin. Aber das Fach ist einfach entwürdigend für viele und es ist für mich ziemlich stressig, mich vor anderen umzuziehen.

Das wird zu lang, also Schluss für heute. Außerdem dröhnt mein Kopf. Deswegen werde ich mein Buch nicht weiter lesen, sondern Musik hören, im Bett liegen und genießen, dass die Person, die sich als meine Mutter ausgibt, heute Abend ein Geschäftsessen hat. Oioi...wie wichtig ^^. Und das Ding telefoniert in ihrem Zimmer und kichert die ganze Zeit, als hätte sie gekifft. Wenn sie es nur hätte...würde dann auch bei mir mal zu Frohsinn führen!

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meine mutter hat ab einem gewissen punkt der hilflosigkeit auch immer meinen papa vorgeschickt. standardspruch: "warte, bis der papa von der arbeit nach hause kommt!"
mein papa ist allerdings offenbar ähnlich wie deiner, friedfertig bis faul, harmoniesüchtig bis lethargisch. aufgeregt hat er sich nie. daher war mir mein vater bisweilen lieber als meine mutter.

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Kann ich gut verstehen! Vermutlich käme ich bei meinem Vater auch besser mit allem zurecht. Aber Miss Super-Erfolgreich hat dafür gesorgt, dass wir zu ihr kamen. Wirklich viel verbindet mich mit ihm auch nicht, aber er ist weit weniger stressig.

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